Wie kann die Ersthilfe-Versorgung verbessert werden?
Bei einem lebensbedrohlichen Unfall zählt jede Sekunde – das ist jedem klar. Und eigentlich soll in NRW ein Rettungswagen innerhalb von acht Minuten, bzw. zwölf Minuten in ländlichen Regionen, nach Eingang der Notfallmeldung am Notfallort eintreffen – jedoch gelten in vielen Bundesländern andere Zeitwerte.
Nun zeigt eine aktuelle Dokumentation des SWR, dass bundesweit in vielen Städten und Gemeinden diese so genannten Hilfsfristen nicht eingehalten werden (können). Es stellt sich also die Frage: Wie gut ist derzeit die Versorgung mit den Rettungsdiensten in der eigenen Kommune? Können Opfer noch rechtzeitig behandelt und belebt werden?
Im Kreis Mettmann beispielsweise sind nach dieser Datenanalyse lediglich in 67,5% der Fälle die Rettungsdienste innerhalb der Hilfsfrist von acht Minuten am Notfallort eingetroffen. Kein berauschender Wert, aber andere Orte sind noch schlechter aufgestellt, etwa der Rheinisch-Bergische Kreis (54,89%). Kreis Siegen-Wittgenstein (40%) und das NRW-Schlusslicht Kreis Soest (14,29%).
Allerdings ist auch wichtig zu betonen, dass die Daten aus dem Jahr 2022 stammen!
Trotzdem: Wie kann dieser Zustand verbessert werden? Insbesondere, wenn man auf die Schließungen von Krankenhäusern in Ratingen und Haan blickt?
Wir fragen beim Kreis Mettmann nach.
Kreisleitstelle: Standardisierte Notrufabfrage, Qualitätsmanagementsystem und „Mobile Retter“ vorhanden
Die Pressestelle verweist uns auf eine Stellungnahme von Dr. Arne Köster, ärztlicher Leiter des kreisweiten Rettungsdienstes.
Man müsse besser werden, allerdings habe der Kreis Mettmann bereits einige Maßnahmen ergriffen. So gebe es in der Kreisleitstelle eine „strukturierte und standardisierte Notrufabfrage“. Über ein Qualitätsmanagementsystem werden Einsätze nachträglich analysiert, um Prozessoptimierungen zu erarbeiten. Außerdem hat sich der Kreis Mettmann bereits 2020 der Initiative „Mobile Retter“ angeschlossen. Mit diesem System werden Ersthelferinnen und Ersthelfer über eine App alarmiert, wenn in ihrer Nähe ein Herz-Kreislauf-Stillstand gemeldet wird. Sie können so schneller agieren als ein Rettungswagen, im Durchschnitt seien sie sogar innerhalb von drei Minuten am Einsatzort eingetroffen.
Kreistag: Erkrath, Haan, Velbert und Ratingen sollen mehr Rettungswagen und Festbesetzungen bekommen – und was noch?
Außerdem hat sich der Kreistag zuletzt im Juni mit der Aktualisierung des Rettungsdienst-Bedarfsplans beschäftigt. Demnach sind „Anpassungen bei der Rettungsmittelvorhaltung“ in Erkrath, Haan, Velbert und Ratingen erforderlich – wegen der Krankenhausschließungen.
Geplant sind daher: Ein weiterer, dritter Rettungswagen (RTW) für Haan, zwei neue RTW für Ratingen, eine vorgezogene Inbetriebnahme eines Sonder-RTW in Velbert sowie eine Festbesetzung für einen bereits vorhandenen Sonder-RTW und eine 24-Stunden-Besetzung für einen vorhandenen RTW in Erkrath.
In den anderen Kreisstädten scheint es nach dieser Einschätzung also derzeit noch keine Lücke zu geben, die schnell geschlossen werden müssen.
Weitere Neuerungen sind allerdings noch nicht vorgesehen, da die NRW-Landesregierung eine „vollständige Novellierung des Rettungsdienstgesetzes“ plane, erklärt Kreisordnungsdezernent Nils Hanheide in einer Stellungnahme. Erst „im Anschluss daran erscheint eine Neuaufstellung des Rettungsdienstbedarfsplanes sinnvoller.“
Neue Rettungsmittel könnten außerdem „nicht von heute auf morgen an den Start gehen“, heißt es weiter. Grund seien die langen Lieferfristen und die Personalfindung.
Mehr Details zum Bedarfsplan für den Rettungsdienst im Kreis Mettmann und die aktuelle Notfallversorgung gibt es hier.
Hinzu kommt eine geplante Notfallreform, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nun auf den Weg gebracht hat. Durch „Akutleitstellen“, „Integrierte Notfallzentren“ und weitere Maßnahmen, sollen Strukturen optimiert werden.
Es gibt also noch viel zu tun, um eine bestmögliche Versorgung zu garantieren.
Allerdings sei auch zu erwähnen, das Erste-Hilfe-Maßnahme nicht nur von Sanitätern, sondern im Akutfall auch von Jedermann durchgeführt werden können.
Bericht: Achim Kaemmerer
Archivfoto: anzeiger24.de
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