Lohnt sich ein Blick auf die Nachbarstädte Langenfeld und Hilden …
Er ist längst beschlossene Sache ⎻ der Stadtgutschein für Haan. Die Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH) hatte im Rathaus nachgefragt, wie weit der bereits im letzten Jahr beschlossene Stadtgutschein für Haan ist.
Das Prinzip eines solchen Stadtgutscheins ist einfach: Er eignet sich wie ein traditioneller Gutschein am besten als Geschenk. Ein Stadtgutschein kann von der beschenkten Person in einem der teilnehmenden Betriebe (Akzeptanzstellen), darunter Einzelhändler, Gastrobetriebe, Dienstleister, etc., frei wählbar eingelöst werden. Der Wert ist dabei nicht mehr nur an ein Geschäft gebunden, sondern ermöglicht für den Beschenkten eine größere Auswahl. Gleichermaßen liegt darin auch die Krux des Systems. Denn: Nur wenn möglichst viele Haaner Betriebe und ein breiter Branchenmix als Akzeptanzstellen mitmachen, ist der Gutschein für die Menschen interessant.
Ein weiterer immer gern genannter Vorteil eines Stadtgutscheins ist, dass die Menschen in der eigenen Stadt shoppen und damit den lokalen Handel stärken.
Aber was sagen denn die Händler zu der geplanten Aktion?
Was sagen Haaner Unternehmen zum Stadtgutschein?
Die Stadt hatte bereits rund 110 Betriebe innerhalb einer Interessentenbefragung angeschrieben. 20 Prozent der Betriebe haben sich zurückgemeldet. Das klingt nach einer hohen Beteiligung, aber in tatsächlichen Zahlen waren das gerade Mal 27 Unternehmen (zumeist Einzelhändler). Immerhin, davon würden nur sechs Betriebe nicht am Stadtgutschein teilnehmen. 16 Betriebe würden eine klares Ja für die Teilnahme geben. Weitere fünf würden mitmachen, allerdings hatten sie u.a. angemerkt, dass kein großer Organisationsaufwand entstehen dürfe, keine hohen Kosten (auch bei der Abwicklung) und eine händlerbasierte App zum Einsatz kommen müsse. Es gab auch Zweifel, dass das Gutscheinsystem einen großen Erfolg bringen werde.
Es lohnt sich also ein Blick in Nachbarstädte, die ein ähnliches System einsetzen:
Haben die Einkaufsstädte Langenfeld und Hilden damit Erfolg?
Wie sieht es hinsichtlich eines Stadtgutscheins in den deutlich größeren Einkaufsstädten Langenfeld und Hilden aus? Gibt es dort Stadtgutscheine und wie erfolgreich ist das System?
Langenfeld hat ihn ⎻ der „Langenfeld Gutschein“ ist als Geschenkgutschein über das Citymanagement in Zeiten der Pandemie vor Weihnachten 2020 ins Leben gerufen worden.10 und 20 Euro-Gutscheine sind erhältlich. In den Jahren konnten die Akzeptanzstellen auf 70 Unternehmen erhöht werden. Im April letzten Jahren wurde eine Zwischenbilanz gezogen: „Bisher wurden Gutscheine im Wert von über 144.000 Euro verkauft. Nicht nur die Vorverkaufsstellen zeigen, dass das Interesse am Langenfeld Gutschein hoch ist, sondern auch die vielseitigen Akzeptanzstellen melden gute Zahlen der eingelösten Gutscheine zurück“, berichtete KOMMIT e.V. Geschäftsführer Jan Christoph Zimmermann und ergänzte: „Die meisten Kunden lösten ihren Gutschein in Lebensmittelgeschäften ein. 41 Prozent der eingelösten Gutscheine können hier verortet werden.“ Die weitere Verteilung lag mit 24 Prozent im Handel, 17 Prozent in der Gastronomie, 17 Prozent im Bereich Garten- und Baumarkt und ein Prozent im Bereich Dienstleistung und Freizeit. Für die Zukunft wünschen sich die Macher noch mehr zu Zuwachs bei den Akzeptanzstellen.
Und da fällt der Hilden-Gutschein auf, der fast zeitgleich ⎻ in der Pandemie, vor Weihnachten 2020 ⎻ gestartet ist und inzwischen bei über 100 Akzeptanzstellen eingelöst werden kann. Allerdings ist der Hilden-Gutschein nicht von der Stadt bzw. dem Stadtmarketing initiiert worden, sondern von dem lokal ansässigen Online-Marketingportal anzeiger24.de. Fast 3.000 Gutscheine wurden inzwischen verkauft und die Zahl steigt ⎻ auch auf Grund der Marketingmaßnahmen, die das Unternehmen gemeinsam mit den lokalen Betrieben zu dem Hilden-Gutschein fährt.
Beide Beispiele zeigen: In den größeren Mittelstädten funktionieren die Systeme ⎻ mit dem richtigen Engagement der Initiatoren und dem Mitwirken der Händler. Wie erfolgreich Haan den Stadtgutschein in einer kleinen Mittelstadt umsetzen wird, bleibt spannend.
Bericht: Bettina Lyko, Foto(-collage): anzeiger24.de