Wird das Familien-Ministerium Geld für Musik in Kitas bereitstellen?

Weihnachtsbesuch von Ministerin Paul lässt das hoffen

Es war wohl ihr letzter Termin vor Weihnachten: Josefine Paul, NRW-Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration, besuchte gestern die AWO Kita Bollenberger Busch auf Einladung des Landesverbandes der Musikschulen. Es ist nicht schwer zu erraten, dass es dabei auch ums Musizieren ging. Und obwohl Josefine Paul vor Ort gestehen musste, selbst kein Instrument zu spielen und außer dem Flötenunterricht in der Kindheit das auch nie wirklich im Fokus hatte, überzeugte sie sich von der Wichtigkeit eines vor vielen Jahren erstmals ins Leben gerufenen Projektes „Kita und Musikschule“. Musikschul-Pädagogin Janina Löttgen von der Haaner Musikschule und eine kleine Kitagruppe vereinnahmten die Ministerin schnell. Mit der Ukulele begleitet, zeigte die Gruppe, wieviel Spaß das gemeinsame Musizieren macht und ganz nebenbei Bewegung, Sprache ⎼ ja und sogar auch Mathe fördert. Sie machten Geräusche von aufpoppendem Mais nach und spielten bestens gelaunt kleine Maiskörner. 

 

 

Aber wofür das „Konzert“?

Die AWO Kita Bollenberger Busch ist in der Zusammenarbeit „Kita und Musikschule“ in mehrfacher Hinsicht exemplarisch und das nicht nur für Haan, sondern weit und breit. Das Team um Leiterin Barbara Quednau lebt das Projekt schon seit vielen Jahren gemeinsam mit der Haaner Musikschule. Die Kita gehörte zu den ersten fünf, die vor vielen Jahren (2012 2018) an dem damals vom Land bezuschussten Modellprojekt teilgenommen haben, das jedem Kind die Möglichkeit gab, in der Kita Musizieren zu können. 

 

Auch nach der Modellprojekt-Phase stand für Barbara Quednau fest: Dieses gemeinschaftliche Projekt mit der Musikschule bleibt. Sie sammelte voller Herzblut Spendengelder für die Finanzierung und nutzte verschiedene Fördertöpfe, um diese Chancengleichheit für jedes Kind (unabhängig vom Elternhaus) weiter möglich zu machen. 

 

Im August 2021 ist dann die Stadt Haan eingesprungen, unterstützt das Projekt für alle Kitas in der Stadt bis 2024 mit 80.000 Euro: Jede Kita erhält pro Gruppe 1.428 Euro. 14 der insgesamt 18 Kitagruppen in Haan nutzen dieses Angebot auch: Nur kleinere Gruppen, darunter zwei Waldgruppen, und die Kita Maria zum Frieden, die Sport als Schwerpunkt hat, nehmen nicht an dem Projekt teil, erläuterte Katharina Stashik als stellvertretende Leiterin der Musikschule Haan. Insgesamt sechs ausgebildete Musiklehrer*innen der Haaner Musikschule führen die Unterrichtseinheiten in den Einrichtungen durch. Janina Löttgen beschäftigt sich einmal die Woche mit allen Kindern (Alter 2 bis 6 Jahre) der vier Gruppen in der AWO Kita.

 

Die Stadt Haan hat das Projekt auch auf die Kindertagespflege ausgeweitet. Und das Budget sollte eigentlich nächstes Jahr erhöht werden auf 100.000 Euro. Doch wie die 1. Beigeordnete Annette Herz vor Ort erläuterte, musste die Stadt der Politik auf Grund des desolaten Haushaltes dazu raten, dass die ursprüngliche Höhe von 80.000 Euro beibehalten wird. Dass der Bürgermeisterin Musik am Herzen liegt, musste sie gestern zwar nicht erneut betonen, dennoch appellierte sie an die Vertreter*innen der Landespolitik, das einstige Modellprojekt wieder aufleben zu lassen: „Das wäre doch ein schönes Weihnachtsgeschenk!“

Damit kämpfte Haan gestern nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Städte  für mehr Chancengleichheit. Chapeau!

 

Bericht/Foto: Bettina Lyko