Gebühr für Kindernotdienst? Das schlägt die KV Nordrhein als Alternative vor

Vorsitzender Bergmann: Videosprechstunde und Service-Hotline für Ersteinschätzung

Sollen Kindernotdienste eine „Eintrittsgebühr“ verlangen, damit nicht mehr so viele Eltern wegen „unnötiger Fälle“ oder „Bagatellanliegen“ vorstellig werden? Da haben Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, und Dr. med. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), eine medienwirksame Diskussion losgetreten.

 

Nach dem Vorstoß hat sich nun auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) eingeschaltet.

So erklärt Dr. med. Frank Bergmann: „Grundsätzlich habe ich Verständnis für die Kritik des ärztlichen Kollegen am Umgang mit notärztlichen Ressourcen. Wir beobachten schon seit Längerem, dass vor allem auch der ambulante Kindernotdienst immer häufiger nicht nur bei mittelschweren bis schweren Erkrankungen, sondern auch bei leichten Störungen in Anspruch genommen wird. Es fällt auf, dass häufig einfach keine Erfahrungen mehr in den Familien vorliegen, wie beispielsweise mit einfachen Infekten umzugehen ist. Dies belastet die ambulanten Bereitschaftsdienste gerade an Wochenenden und Feiertagen deutlich mehr als nötig.“

 

Was können die Ärzte im Nordrhein stattdessen anbieten?

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz ist wenig begeistert von der Idee: „Die Forderung nach einer Strafgebühr ist unberechtigt, denn von massenhaftem Missbrauch der Notaufnahmen kann keine Rede sein“, erklärt Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung, im Gespräch mit t-online.

 

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Patienten könnten „die Schwere ihrer Symptome oft nicht deuten“, und auch für Mediziner sei es „nicht selten schwierig, eine fachfremde Diagnose zu stellen“. Brysch fordert daher: Der ärztliche Bereitschaftsdienst und die Öffnungszeiten der niedergelassenen Arztpraxen sowie das Angebot von Hausbesuchen müssten ausgebaut werden.

 

Etwa ähnliches schlägt nun auch Dr. Bergmann vor: So habe die KVNO im vergangenen Winter eine Videosprechstunde im kinderärztlichen Notdienst eingerichtet. Mehr als 2.300 „Online-Behandlungen“ seien dabei durchgeführt worden: „Fast der Hälfte der anrufenden Eltern konnte (…) geholfen werden, sodass die jungen Patientinnen und Patienten im Anschluss keine Notdienstpraxis zur weiteren Behandlung aufsuchen mussten“, so Bergmann.

Jedoch sei eine flächendeckende Etablierung dieses Angebotes für den kommenden Winter „finanziell nicht gesichert“. Da sei die Politik gefordert.

 

Bergmann schlägt auch „ein qualitativ hochwertiges Ersteinschätzungsverfahren“ vor, mit dem man „Anliegen von Patientinnen und Patienten sinnvoll filtern“ könne, z. B. über die Service-Hotline für die ambulante Versorgung 116 117.

 

Anfang März hat die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein den Betrieb der Hotline für das Rheinland selbst übernommen. „Seitdem hat sich die Erreichbarkeit in jeder Hinsicht deutlich verbessert und lag zuletzt auch an den anruferstarken Wochenendtagen (Samstag und Sonntag) bei nahezu 100 Prozent sowie bei einer Wartezeit von nur knapp über einer Minute“, sagt Bergmann. „Wir können gerade auch besorgten Eltern sehr empfehlen, diesen Service intensiv zu nutzen.“

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: neelam279/Pixabay

 


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