Corona Update: Wie sieht es in den Krankenhäusern aus?

Ist das Gesundheitssystem derzeit belastet?

Viele Menschen genießen den Sommer mit etwas mehr Freiheiten als in den vergangenen zwei Jahren. Aber viele Menschen infizieren sich auch derzeit mit der aktuellen Corona-Variante, auch wenn sie geimpft sind. Die einen haben dabei einen „milden Verlauf“, also beispielsweise etwas Husten und Schnupfen, andere leiden unter heftigen grippalen Symptomen. Mittlerweile gibt es wohl alle möglichen Kombinationen.

Manche Virologen sprechen nun von der „Durchseuchung“ der Bevölkerung, die uns einen Immunschutz gegen Covid 19 bescheren könnte.

 

Also: Alles gut? Sind wir dann jetzt endlich mit dem gröbsten durch?

 

Natürlich nicht, sagt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach – und löst damit wieder Unruhe und Augenrollen bei einem Teil der Bevölkerung aus. Andere wiederum nehmen seine Warnungen vor einer „nächsten Herbstwelle“ ernst. Wer nun recht hat? Das wird sich zeigen, wenn es soweit ist…

Wie ist denn nun die Lage?

 

Krankenhausbelegung

Zur Erinnerung: die teils krassen Maßnahmen (von denen man immer noch nicht so genau weiß, was sie bewirkt haben) wurden vor allem damit begründet, dass „das Gesundheitssystem nicht überlastet werden soll“.

Also fragen wir uns: Wie stark belastet sind nun die Krankenhäuser?

 

Laut Deutscher Krankenhausgesellschaft sieht die Bettenbelegungen in NRW folgendermaßen aus:

  

Datum / pos. get. Patient/innen insg. /  / davon Normalst. /  / davon intensivm. Behandlung / 
4. Juli 2022 3420 3149 271
5. Juli 2022 3631 3349 282
6. Juli 2022 3757 3476 281
7. Juli 2022 3781 3512 269
8. Juli 2022 3796 3500 296
11. Juli 2022 3905 3579 326

 

Die Zahlen steigen also, aber auch das sind erstmal nur abstrakte Daten.

Daher blicken wir einmal lokal genauer hin.

 

Wie sieht es konkret im Kreis Mettmann aus?

Verfolgt man die Entwicklung im DIVI Intensivregister (Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V.), so fällt auf, dass im Kreis Mettmann in den vergangenen Tagen jeweils vier bis fünf „Covid 19-Fälle in intensivmedizinischer Behandlung“ registriert sind; davon ein bis zwei Personen „invasiv beatmet“.

Klingt zunächst nicht dramatisch. Wir wollten es genauer wissen und haben einmal nachgefragt. Cerstin Tschirner, Pressesprecherin der Kplus Gruppe, erklärt uns: „Aktuell [Stand: 13. Juli] haben wir im St. Josefs Krankenhaus Hilden 14 Patientinnen und Patienten mit einer nachgewiesenen Covid-19-Infektion in stationärer Behandlung, zwei müssen intensivmedizinisch betreut werden. Im St. Josef Krankenhaus Haan sind es 13 Menschen mit einer nachgewiesenen Covid-19-Infektion, die aber alle auf der Isolierstation behandelt werden können.“

 

Bedeutet also: „Schwere Verläufe“ scheinen seltener geworden zu sein, aber trotzdem darf nicht vergessen werden, dass jede infizierte Person einen besonderen Aufwand im Krankenhausbetrieb verursacht. Schließlich muss die Weiterverbreitung der Infektion vermieden werden.

 

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Hinzu kommt: „Die personelle Lage ist angespannt, die Kolleginnen und Kollegen sehr belastet“, ergänzt Cerstin Tschirner. Denn auch die Beschäftigten können sich infizieren, bzw. beim regelmäßigen Test (zweimal pro Woche) ein positives Ergebnis haben.
Zum Glück gibt es derzeit keine schweren Verläufe, sagt Cerstin Tschirner. Aber die Betroffenen fallen erst einmal aus, und das erschwert die Arbeit der anderen.

 

„Zu den Infektionen kommen noch andere Erkrankungen wie Erkältungen oder grippale Infekte und natürlich die Urlaube“, sagt die Kplus-Sprecherin. „Momentan können wir aber alles aufrecht erhalten, es wird operiert, die Notfallversorgung läuft. Aber wir beobachten die Entwicklung fortlaufend, um schnell reagieren zu können.“

 

Trotzdem gibt es offenbar aus Sicht des belasteten Personals noch keine Entwarnung.

 

Und wie geht es nach dem Sommer weiter?

Cerstin Tschirner erklärt für die Kplus-Gruppe: „Es ist müßig, sich jetzt Gedanken über den Herbst und Winter zu machen. Wir werden schauen müssen, wie sich die Lage und auch das Virus entwickelt und dann Lösungen finden. Corona ist schwer berechenbar, mit den derzeitig hohen Inzidenzen hatten man vor einigen Woche nicht gerechnet. Momentan hoffen wir erstmal, dass die Kolleginnen und Kollegen, die zurzeit in Urlaub sind, gesund wieder zurück kommen.“

 

Also: Die Zahlen steigen. Viele von uns spüren die Pandemie aber subjektiv wahrscheinlich nicht. Viele machen sich auch derzeit mehr Sorgen wegen des Ukraine-Kriegs, der explodierenden Preise und wegen der Energieversorgung.

Und wer auf einer Intensivstation arbeitet, blickt natürlich auch mit anderen Augen auf das Geschehen als Menschen, die nicht wirklich schwer betroffen sind.

 

Bleibt also nur der gute Rat:
Respekt vor dem Virus, aber keine Panik.

Verantwortungsbewusster Umgang mit der Situation und vulnerablen Personen – und ansonsten so „normal“ wie möglich weiter leben.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos: Archiv anzeiger24.de / Daniel Dan/Sammy Sander (Pixabay) / Collage: anzeiger24.de

 


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