Ehrenamtliches Engagement ist das Rückgrat vieler gesellschaftlicher Bereiche – das betonte auch Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke, die zum Ehrenamtstag selbst aktiv wurde. „Das geschieht ganz oft abseits, im Verborgenen“, sagt Warnecke, die in der Kleiderkammer Haan heute einen Vormittag lang mitgeholfen hat, um stellvertretend allen Ehrenamtlichen in Haan zu danken. Das Sozialkaufhaus Haaner Kleiderkammer wird von gut 120 ehrenamtlich aktiven Menschen betrieben.
Die Haaner Kleiderkammer ist anders als viele gleichgesinnte Sozialkaufhäuser ein selbständiges Unternehmen – eine gemeinnützige GmbH, die in dieser Form Anfang 2018 von neun Privatpersonen und der Bürgerstiftung Haan-Gruiten gegründet wurde, nachdem der SKFM Ende 2017 die Trägerschaft aufgegeben hatte. Geschäftsführerin Heike Müller erklärt, dass sofern Erlöse erzielt werden, diese direkt in die Bürgerstiftung fließen und somit Projekten in Haan zugute kommen.
1.000 bis 1.300 Kunden nutzen monatlich das breite Angebot auf 570 Quadratmetern Fläche: Von Kleidung über Hausrat bis hin zu Kinderwagen und Fahrrädern ist alles dabei. Die Preise sind unschlagbar niedrig, eine Jacke kostet etwa zwischen 20 Cent und 5 Euro. Laut Heike Müller könnten 30 % der Haaner Bevölkerung hier einkaufen. Stellt sich die Frage, wer darf denn in der Kleiderkammer einkaufen? Das wird auf einem Flyer, der im Schaufenster hängt, zusammengefasst: „1. Alle, die staatliche Sozialleistungen beziehen, z.B. Arbeitslose, Geringverdiener, alte Menschen mit kleiner Rente, Kranke, Behinderte, Wohnungslose, Geflüchtete, kinderreiche Familien, Alleinerziehende mit ihren Kindern … 2. Alle, denen als Alleinstehende monatlich weniger als 2.120 Euro oder innerhalb einer Ehe oder Bedarfsgemeinschaft weniger als 1.528 Euro pro Person für den Lebensunterhalt zur Verfügung stehen.“ Die Bedürftigkeit wird meist im persönlichen Gespräch festgestellt.
Die Haaner Kleiderkammer ist absolut ein Ort des Ehrenamts: Die 120 Mitarbeitenden arbeiten hier freiwillig. Heike Müller selbst spendet zusätzlich zu ihren 15 bis 20 Wochenstunden als Angestellte die gleiche Zeit ehrenamtlich. Neben ihr gibt es noch eine weitere angestellte Reinigungskraft. Alle anderen Aufgaben werden ehrenamtlich erfüllt. Die Motivationen, sich freiwillig und unentgeltlich für andere einzusetzen, sind ganz unterschiedlich: Etwas Sinnvolles mit der Freizeit tun, anderen helfen, in Gesellschaft etwas bewegen … Die Haaner Kleiderkammer kann auch noch Verstärkung gebrauchen. Wer gern mit dabei sein möchte, muss allerdings körperlich fit sein, denn gespendete Ware annehmen und einräumen gehört mit zu den Aufgaben.
Auch Ehrenamt sollte Wertschätzung erfahren, nicht nur als Lobes-Stimme am internationalen Tag des Ehrenamtes. Eine kleine Form der Wertschätzung ist die Ehrenamtskarte.NRW, für die die Stadt auch nochmal die Werbetrommel rühren möchte. Inhaber dieser Ehrenamtskarte können Vergünstigungen bei öffentlichen und privaten Einrichtungen in Haan und ganz NRW bekommen. In Haan z.B.: „Bei der Bäckerei Behmer gibt es zum Snack oder Stück Kuchen eine Tasse Filterkaffee gratis dazu“, berichtet Dr. Bettina Warnecke.
In Haan haben etwa 200 Menschen die Ehrenamtskarte und das dürfen deutlich mehr werden. Wer mindestens fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden im Jahr ehrenamtlich tätig ist, kann sie beantragen. Mehr über die Ehrenamtskarte.NRW, von der es auch noch eine Jubiläumskarte gibt, hat die Stadt auf ihrer Homepage zusammengefasst.
Sechs Millionen Ehrenamtliche gibt es wohl in NRW, 29 Millionen deutschlandweit, fasst die städtische Pressesprecherin Sonja Kunders zusammen. Wie hoch die Zahl der ehrenamtlich Aktiven in Haan ist, lässt sich allerdings nur schwer schätzen.
Foto/ Bericht: Bettina Lyko