Abwärtstrend: Immer weniger Apotheken im Gebiet Nordrhein – Verband schlägt Alarm

Erstmals unter 2.000 Standorte – Apothekerkammer Nordrhein fordert mehr Geld und weniger Bürokratie

Apotheken – gibt’s doch an jeder Ecke“, das ist zumindest der landläufige Eindruck. Doch dieser Trend wandelt sich, darauf machen Berufsverbände wie die Apothekerkammer Nordrhein immer wieder aufmerksam: „Die Zahl der Apotheken sinkt seit 25 Jahren“, heißt es nun in einer aktuellen Mitteilung: „Ende 2024 gab es erstmals weniger als 2.000 öffentliche Apotheken in einem der größten Kammerbezirke Deutschlands – in Nordrhein. 2024 haben in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf 66 Apotheken für immer geschlossen. Dem gegenüber stehen lediglich fünf Neueröffnungen, also insgesamt 61 Apotheken weniger in Nordrhein.“

Das sei auch im Rest der Republik nicht anders. Die meisten Schließungen gab es demnach in Düsseldorf (7), Wesel und im Rhein-Sieg-Kreis (je 6) sowie in Köln und in der Städteregion Aachen (je 5). Im Kreis Mettmann war die Lage nicht ganz so dramatisch: drei Apotheken haben in 2024 ihre Pforten geschlossen, eine wurde neu eröffnet.  

 

Apothekensterben-2024

 

Fachkräftemangel, Lieferengpässe, niedrige Honorare, Auswüchse beim „Papierkram“

Woran liegt das? „Zu wenig Honorar, zu viel Bürokratie, schlimme Lieferengpässe bei Medikamenten und der auch bei uns herrschende Fachkräftemangel – die Bedingungen, eine Apotheke zu führen oder gar neu zu eröffnen, werden immer schlechter“, erklärt Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein. „Persönliche Beratung, direkte Verfügbarkeit von Medikamenten, individuell hergestellte Arzneimittel“ – all das könnten die Apotheken gegenüber ausländischen Versendern und neuartigen Internetplattformen bieten. „Dennoch fühlen wir uns auch in diesem Bereich von der Politik im Stich gelassen„, so Hoffmann. „Es kann nicht sein, dass man rezeptpflichtige Arzneimittel – und ich rede hier nicht nur von Potenzmitteln und Medizinal-Cannabis – durch das Ausfüllen von Fragebögen per Post zugeschickt bekommt. Wir als Kammer Nordrhein gehen gegen solche Auswüchse vor. Arzt und Apotheker sind für die Gesundheit da, nicht irgendwelche Geschäftemacher im Netz.“

 

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„Staat muss seiner Verantwortung gerecht werden“

Bekanntermaßen ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der Branche nicht wirklich beliebt. Ob er nach der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar 2025 noch im Amt sein wird, ist ungewiss. Wer auch immer dann regiert – die Kammer Nordrhein hält ihre Forderungen an die Politik aufrecht: „Die Apotheken erhalten heute noch ein Honorar wie vor 20 Jahren – ein absolutes Unding, angesichts enorm gestiegener Kosten in allen Bereichen. Dass der Gesetzgeber hier gegensteuern muss, liegt auf der Hand. Und hier lassen wir uns künftig nicht mehr mit der Aussage, dass kein Geld da wäre, abspeisen“, so Dr. Hoffmann. „Formal sind wir Freiberufler – de facto aber fast so etwas wie Beamte, die im Auftrag des Staates eine hoheitliche Aufgabe wahrnehmen. Hier muss der Staat endlich auch seiner Verantwortung gerecht werden. Es kann nicht sein, dass Inhaber, die das volle wirtschaftliche Risiko mit ihrem Privatvermögen tragen, weniger Geld haben als ihre Angestellten.“

 

Quelle: Apothekerkammer Nordrhein

Foto: J.Tiberi/Pixabay

 


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