Deutschlandticket bei Führerschein-Abgabe: Richtiger Anreiz für Senioren?

Antrag von CDU, Grüne und FDP im Kreistag – einen Knackpunkt hat das Angebot allerdings…

Auch wenn es für viele Seniorinnen und Senioren bitter klingt: Ab einem bestimmten Alter könnte es ratsamer sein, nicht mehr Auto zu fahren. Das ist ein tiefer Einschnitt nach so vielen Fahrzehnten mit „freier Individual-Fahrt“. Der Kreis Mettmann soll diesen schmerzlichen Schritt nun mit einem besonderen Anreiz etwas abmildern: Wer freiwillig seinen Führerschein abgibt, soll im Gegenzug  – wohlgemerkt: für einen bestimmten Zeitraum – das Deutschlandticket für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) erhalten. Das beantragen die Fraktionen von CDU, Grüne und FDP nach zwei Vorberatungen im Kreistag am 10. Oktober 2024.

 

Abnehmen-im-Liegen-Werbebanner

 

Wer soll das Deutschlandticket „kostenlos“ bekommen?

Die Kreisverwaltung hat diverse Modelle durchgespielt und schlägt einige Voraussetzungen vor:

  • Mindestalter für den freiwilligen Verzicht: 75 Jahre
  • Abgabe einer Verzichtserklärung und des Führerscheins – bei gleichzeitiger Bestätigung, dass in den letzten zwölf Monaten vor Antragstellung „ein Kraftfahrzeug bewegt und damit aktiv am Straßenverkehr teilgenommen wurde“.
    Damit soll wohl vermieden werden, dass Menschen ein Deutschlandticket vom Kreis erhalten, obwohl sie ohnehin schon länger als ein Jahr lang nicht mehr mit dem Auto fahren.
  • Es soll aber auch grundsätzlich die Möglichkeit bestehen, „die Fahrerlaubnis im Rahmen eines Neuerteilungsantrages wiederzuerlangen“, heißt es in der Stellungnahme der Kreisverwaltung. Dafür müssten „Eignung und Befähigung zum Führen von Kraftfahrzeugen“, etwa durch ärztliche oder fachärztliche Bescheinigungen oder Fahrproben, bestätigt werden. Diese Prüfungen seien dann aber mit „nicht unerheblichen Kosten“ verbunden.
  • Dauer des kostenlosen Ticketangebotes – und das hier könnte ein Knackpunkt werden: Zwölf Monate.
    Heißt also: Wer freiwillig seinen Führerschein abgibt, soll nicht bis zum Lebensende in den Genuss eines kostenlosen DeutschlandTickets kommen. Dazu schreibt die Kreisverwaltung: „Sie [also die Antragstellerinnen und Antragsteller] erhalten damit ausreichend Zeit für eine Umstellung auf das neue Verkehrsmittel und sind eher dazu geneigt, dass bereits vorhandene Abonnement auf eigene Kosten fortzusetzen.“

 

Was würde die Umsetzung kosten?

Dieses „Senioren-Ticket-Modell“ habe sich bereits in diversen Kreisen und kreisfreien Städten etabliert, heißt es weiter: „Als erfolgreichste Variante habe sich dabei […] eine lange Laufzeit (bis zu zwölf Monaten)“ bewährt: „Kurzfristige Varianten (zwei bis drei Monate Laufzeit) finden dagegen eine eher geringe Akzeptanz.“

 

Viterma-Banner-Hilden

 

Rechenbeispiele: Würde der Kreis Mettmann 100.000 Euro bereit stellen, könnten 170 Tickets für zwölf Monate verteilt werden – wobei da noch mit dem Preis von 49 Euro/Monat kalkuliert wurde. Da das Deutschlandticket ab 2025 aber 58 Euro/Monat kosten soll, werden logischerweise weniger ausgegeben.

Zum Vergleich: Die Stadt Leverkusen (165.000 Einwohner) beispielsweise hat auf diese Art vom 1. Mai 2023 bis zum 30. Juni 2024 insgesamt 553 Deutschlandtickets ausgestellt; im Kreis Kleve (320.000 Einwohner) waren es 203 Fahrkarten.

 

Inwiefern sich dieses Projekt also lohnt oder nicht, muss nun die Politik entscheiden.

 

Bericht: Achim Kaemmerer

 


Ihr wollt uns Eure Meinung sagen? Gerne per Mail an

presse@anzeiger24.de

oder als Kommentar bei Facebook
unter DeinHilden, DeinLangenfeld, DeinMonheim oder DeinHaan.

Euch hat unser Beitrag gefallen? Dann liked und teilt ihn gerne.